Die Anzahl von Elektrokleingeräten in deutschen Haushalten steigt jährlich an. Im Jahr 2019 lag deren Verkehrsmenge bei 2.590.244 Tonnen. Verbunden mit der Zunahme von Elektroaltgeräten erhöht sich auch die Anzahl defekter Geräte. Hier stagniert die Sammelquote von Elektro- und Elektronikaltgeräten in Deutschland, da deren fachgerechte Entsorgung nicht im ausreichenden Umfang erfolgt oder diese Geräte ungenutzt in den Haushalten lagern. Im Jahr 2019 lag die Sammelquote laut Umweltbundesamt bei nur 44,3 Prozent, womit das ursprüngliche Ziel von 65 Prozent deutlich verfehlt wurde.
Die unzureichende Sammelquote ist auf unterschiedliche Bedingungen zurückzuführen. So geben Bürgerinnen und Bürger neben der fehlenden Motivation zum Recyclen an, dass sie im Alltag keine Zeit finden, Elektro- und Elektronikaltgeräten über Annahmestellen zu entsorgen oder sie das Recyclen grundsätzlich als zu umständlich empfinden. Um die Sammelquote von Elektroaltgeräten zu erhöhen, bedarf es also, neben der Formulierung verpflichtender Bestimmungen durch den Gesetzgeber, der Entwicklung neuer, attraktiver und serviceorientierter Recycling-Konzepte.
Drei starke Partner bringen das Pilotprojekt „Collect & Recycle“ im Landkreis Goslar an den Start
Im Reallabor Digitized Circular Economy des Center for Digital Technologies (DIGIT) werden neue Recycling-Konzepte entwickelt und erprobt. Mit dem innovativen Recycling-Service „Collect & Recycle“ geht ab dem 20. April 2022 das erste Pilotprojekt im Landkreis Goslar an den Start. Die Vorstellung des gemeinsamen Projekts der KreisWirtschaftsBetriebe Goslar (KWB), dem Goslarer Start-Up Sense4Future und dem DIGIT fand am 15. März 2022 statt. Die anwesenden Gäste Stefan Muhle (Staatssekretär für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Niedersachsen), Dr. Alexander Saipa (Landrat des Landkreises Goslar) sowie Prof. Dr. Joachim Schachtner (Präsident der TU Clausthal), verfolgten mit großem Interesse die Präsentation des smarten Recycling-Konzepts „Collect & Recycle“ durch Dominique Briechle (DIGIT) und Hauke Hemmerling (Sense4Future). „Ich freue mich sehr, dass wir mit den KWB einen starken Partner aus der Region und mit Sense4Future ein Start-Up gewonnen haben, welches aus dem DIGIT heraus gegründet wurde.“, sagt der ebenfalls anwesende Vorstandsvorsitzende des DIGIT, Prof. Dr. Andreas Rausch. „Ein Teil des Gründerteams ist darüber hinaus durch sein paralleles Studium im Studiengang DIGITAL TECHNOLOGIES mit uns verbunden und konnte in der gemeinsamen Erarbeitung unseres innovativen Recycling-Konzepts das Wissen aus dem Studium direkt einbringen. Wir sind bereits jetzt auf die Sammelquote gespannt, welche uns am Ende der dreimonatigen Pilotphase erste Einblicke über den Erfolg und die Effektivität des neuen Service bietet und wir daraus anschließend weitere innovative Konzepte und Forschungsaktivitäten in unserem Reallabor Digitized Circular Economy durchführen können.“
Der smarte Weg - Sammelbox bestellen, befüllen und abholen lassen
Das innovativen Recycling-Konzept „Collect & Recycle“ ist für Bürgerinnen und Bürger leicht zugänglich und soll durch seinen individuellen Service das Recyclen von Elektrokleingeräten einfach gestalten. In Sammelboxen für Elektroaltgeräte (EAG-Boxen) können haushaltsübliche Elektrokleingeräte, wie beispielsweise Toaster, Kaffeemaschinen, Rasierer oder Smartphones gesammelt werden und werden anschließend durch die KWB fachgerecht entsorgt.
Der Zugang zum Service erfolgt über die App „Circles Reallabor-DCE“ von Sense4Future, die im Google PlayStore und iOS AppleStore als kostenloser Download bereitsteht. Nach der Registrierung melden die Nutzerinnen und Nutzer den Lieferwunsch einer EAG-Box an, woraufhin deren Lieferung durch die KWB zu einem genannten Termin an die hinterlegte Adresse erfolgt. Ist die Sammelbox gefüllt vereinbaren die Nutzerinnen und Nutzer den Abholtermin wiederum über die Circles-App. Der Liefer- und Abholservice sowie die fachgerechte Entsorgung der Elektrokleingeräte ist für die Bürgerinnen und Bürger kostenfrei. Stefan Muhle zeigt sich am innovativen Recycling-Konzept höchst interessiert: „Es freut mich sehr, dass mit dem Reallabor Digitized Circular Economy des DIGIT ein Raum entstanden ist, in dem solch nachhaltige und digitale Konzepte entwickelt und erprobt werden. Der Zusammenschluss der drei Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und jungem Start-Up zeigt das Potenzial, welches im Landkreis Goslar für nachhaltige Themen steckt.“
Dr. Alexander Saipa: „Das Modellprojekt finde ich großartig. Unsere KreisWirtschaftsBetriebe zeigen wieder einmal, wie zielgerichtet nach vorne geblickt wird und wir mit niederschwelligen Angeboten mit den Menschen gemeinsam den Weg gehen wollen, nicht mehr über Müll zu reden, sondern vielmehr wichtige Rohstoffe im Blick haben.“ Auch Thomas Ebert, Betriebsleiter der KreisWirtschaftsBetriebe Goslar, richtet sich mit einem Dank für die inspirierende Zusammenarbeit an die übrigen Akteure. „Die Mischung aus Forschung, Start-Up und kommunalem Betrieb war eine inspirierende Erfahrung, auf die auch künftig aufgebaut werden soll. Innovative Dienstleistungen für die Bürgerschaft ist das hier gemeinsam erreichte Ziel. So bequem wie möglich, umso höher erscheint die Rückgabe von Wertstoffen durch die Verbraucherinnen und Verbraucher.“ Der Präsident der TU Clausthal, Prof. Dr. Joachim Schachtner, zeigt sich ebenfalls begeistert vom vorgestellten Recycling-Service und der hervorragenden Partnerschaft. „Ich freue mich sehr, dass in sich in unserem Reallabor Digitized Circular Econmy ein starkes Team gefunden hat, dessen innovatives Recycling-Konzept nun erprobt werden um die Region im Bereich der Kreislaufwirtschaft weiter voranzubringen. Zugleich ist dieses Projekt ein Schritt auf dem Weg zu einer Circular Region, in der eine ressourceneffiziente, nachhaltige Kreislaufwirtschaft immer präsenter wird.“
Was ist das Reallabor Digitized Circular Economy
Ein Reallabor ist eine Umgebung, in der Konzepte und Innovationen unter realen Bedingungen erprobt werden. Dabei sind verschiedene Akteure und Nutzergruppen beteiligt, die miteinander arbeiten und Synergien nutzen. Auf Grundlage gewonnener Daten und Erkenntnisse können anschließend die erprobten Konzepte aufgesetzt und innovative Technologien dauerhaft eingeführt werden. Das Reallabor Digitized Circular Economy ist am Center for Digital Technologies (DIGIT) beheimatet und im September 2021 als DigitalHub der TU Clausthal gestartet. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft werden hier künftig Lösungen im Bereich der Circular Economy unter Einsatz digitaler Technologien entwickelt und erprobt. Auch Bürgerinnen und Bürger der Landkreise Goslar und Wolfenbüttel werden künftig aufgerufen, sich an unterschiedlichen Pilotprojekten zu beteiligen.
20. April 2022 – Pilotstart in den Bad Harzburger Stadtteilen Harlingerode und Westerode
Das Pilotprojekt „Collect & Recycle“ startet am 20. April 2022 in den Bad Harzburger Stadtteilen Harlingerode und Westerode. Die Anwohnerinnen und Anwohner beider Stadtteile sind dazu eingeladen, an der dreimonatigen Pilotphase teilzunehmen, um sich von defekten oder ungenutzten Elektrokleingeräten zu befreien und Platz zu schaffen.
Alle Informationen zum Pilotprojekt „Collect & Recycle“ sind auf den folgenden Websites zusammengetragen: https://www.digit-research.de/reallabor-dce/events/collect-recycle oder www.kwb-goslar.de
Kontakt:
Marika Scholz
Center for Digital Technologies
Marketing & Kommunikation
E-Mail: presse@digit-research.de